Monday 25 December 2017

Am heiligen Christfest

Herr Gott himmlischer Vater, wir danken Dir, daß Du schon vor Grundlegung der Welt den Ratschluß unserer Erlößung gefaßt; daß Du, als die Erstgeschaffenen der Versuchung der Schlange erlegen waren, den Trost der Verheißung in der Menschheit aufgerichtet und als nun die Zeit erfüllet war den gnadenreichen Plan Deiner erfinderischen Liebe ins Werk gesetzt hast. Was Du den Vätern des alten Bundes in Weissagungsworten und Vorbildern in Aussicht gestellt hast, das hast Du treulich und herrlich über Bitten und Verstehen erfüllet; denn also hast Du die Welt geliebt, daß Du Deinen eingeborenen Sohn gabst.

Und Dir, Sohn Gottes, Jesu Christe, danken wir, daß Du von Ewigkeit her Dich in unaussprechlicher Liebe entschlossen hast, für uns, die Kinder des Zorns, ins Mittel zu treten; daß Du, als die Zeit erfüllet war, die Herrlichkeit, die Du bei dem Vater hattest, ehe der Welt Grund gelegt war, verlassen hast, um Dich in unser Fleisch und Blut zu versenken und Deine Gottesherrlichkeit mit der Knechtsgestalt zu vertauschen, und daß Du unseres Gleichen geworden, unsere Sünden gebüßt und unsre Schuld mit Deiner Unschuld gedeckt und uns Gott wieder angenehm gemacht hast in Dir, dem ewig und unendlich Geliebten. Als die Erde gegründet wurde, da jubelten zusamt die Morgensterne und jauchzten alle Kinder Gottes; als aber die Erde durch Deine Menschwerdung der allerhöchsten Ehre gewürdigt und das ewige Liebesgeheimnis offenbar ward, da staunten die Himmel und die Menge der himmlischen Heerscharen feierte diesen Anbruch des Lichts in der Mitternacht und sang: Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen.

Und Du Gott heiliger Geist, der Du einst die Wasser des Schöpfungsanfangs überschwebtest, daß die Erde daraus emportauchte, Du warst es auch, der die Gebenedeite unter den Weibern überschattete, damit der Sündlose empfangen und geboren würde, der die sündige Erde erlösen sollte. Von Dir in den Schoß der Jungfrau hineingewirkt, ward uns die unaussprechliche Gabe des Christfestes zu teil, das Himmelskind, welches Himmel und Erde versöhnt hat, Christus Jesus, welcher uns gemacht ist von Gott zur Weisheit und zur Gerechtigkeit und zur Heiligung und zur Erlösung. Wir danken Dir, daß Du durch die heilige Taufe uns in seine Gemeinschaft gepflanzt, und bitten Dich: mache auch, so oft wir sein Abendmahl feiern, sein Fleisch und Blut zum Pfande unserer Entsündigung, zur Triebkraft unserer Heiligung, zur Macht unserer Verklärung, auf daß wir, die wir jetzt an der Krippe anbeten, einst um seinen Thron versammelt seien und ihn sehen von Angesicht. Amen.

Franz Delitzsch, Das Sakrament des wahren Leibes und Blutes Jesu Christi: Beicht- und Kommunionbuch, siebte Auflage (Leipzig: Justus Naumann, 1886), 214-216.